Wahlhearing des Landessportbunds Berlin
von LPBB
[LSB Berlin] Franziska Giffey (SPD), Stephan Standfuß (CDU), Philipp Bertram (DIE LINKE), Bettina Jarasch (Grüne), Dr. Kristin Brinker (AfD) und Sebastian Czaja (FDP) stellten sich vergangene Woche Fragen zum Sport in Berlin. Große Themen des LSB-Wahlhearings waren der Kinder- und Schulsport, das Ehrenamt und die Zukunft des Jahn-Sportparks. Hier gibt es einen Mitschnitt der kompletten Veranstaltung.
LSB-Präsident Thomas Härtel sagte: "Wir haben seitens des Sports deutlich gemacht, was wir von der Politik erwarten. Unsere eindringlichste Forderung ist, dass der Sport angemessen beteiligt wird, wenn es um sportpolitische Schwerpunkte geht." Er appellierte an die Politik, die Expertise des organisierten Sports stärker in die Entscheidungsprozesse einzubeziehen.
In welchem Ressort der Sport in der nächsten Legislaturperiode angesiedelt sein wird, darüber gab es unterschiedliche Vorstellungen. Während die Partei DIE LINKE den Sport am Liebsten in der Bildung sieht, die GRÜNEN sich das Bildungs- oder Gesundheitsressort vorstellen können, sprachen sich CDU, FDP und AfD für eine Ansiedlung in der Senatskanzlei aus. Die SPD wollte sich zu dieser Frage nicht positionieren.
Kinder- und Schulsport
Der vom Landessportbund geforderten täglichen Schulsportstunde erteilten alle Spitzenkandidat*innen und Sportpolitiker am Abend eine Absage.
Die Grünen setzen auf den weiteren Ausbau von Ganztagsschulen und Kooperationen mit Vereinen: "Wir wollen Schulen stärker öffnen und zu Orten machen, in denen das ganze Kiezleben stattfinden kann. Vereine noch stärker in die Schulen zu holen, finde ich ganz wichtig", sagte Bettina Jarasch. Die FDP sieht die Relevanz von Kooperationen zwischen Schulen und Sportvereinen, aber: "Die oberste Priorität muss sein, dass wir genug Unterricht absichern und nicht so viel Unterricht ausfällt", betonte Sebastian Czaja. Auch die AfD meint, der Sportunterricht müsse sichergestellt und gewährleistet werden: "Wir brauchen auf jeden Fall mehr Sportlehrer und müssen dafür sorgen, dass der Sport in der Schule eine höhere Bedeutung bekommt", so Dr. Kristin Brinker. "Der Sportunterricht muss abgesichert werden und in den Pausen, in der Freizeit, in den AG's und in den Unterrichtsformen, wo es möglich ist, muss Bewegung integriert werden" sagte Franziska Giffey. "Uns gelingt es, Sport und Bewegung in der Kita fest zu verankern. Die Frage ist, wie wir diesen Ansatz in den höheren Alterstrufen fortsetzen und Lehrerinnen und Lehrer dazu bringen, Sport im Schulalltag zu leben", so Philipp Bertram (Linke). "Ich könnte mir vorstellen, dass jeder Bezirk einen Sportmanager bekommt, der zwischen Schulen und Vereinen vermittelt, um noch mehr Sportangebote in die Schule zu bringen", so Stephan Standfuß (CDU).
Ehrenamt
Der Landessportbund hat in der Coronazeit nicht nur viele Mitglieder verloren, sondern auch ehrenamtlich engagierte Übungsleitende, auch Trainer*innen. Was kann getan werden, fragte Moderator Friedhard Teuffel, um nicht noch mehr Ehrenamtliche zu verlieren? Die Koalition habe die Zuwendungsmittel für Trainerinnen und Trainer, für Übungsleiter*innen sukzessive angehoben, sagte Philipp Bertram. Dabei ging es um die Fragen, ob Übungsleiterhonorare pro Person angehoben werden oder ob mehr Ehrenamtliche gefördert werden sollen. "Beides ist für uns wichtig: Gute Löhne und Arbeitsbedingungen zu garantieren, aber auch dem Bedarf, der in der Stadt besteht, gerecht zu werden," betonte Bertram. Franziska Giffey widersprach Bettina Jarasch, die in der Öffnung von Sportanlagen für den nicht organisierten Sport eine "gute Sache, die auch wieder den Vereinen zugutekommen könnte" sah. Giffey: "Ich finde, dass wir, die hier in Berlin für die Sportanlagen verantwortlich sind, auch Verantwortung übernehmen müssen und das nur begrenzt in ehrenamtliche Hände gehen kann." Das ehrenamtliche Engagement selbst brauche Anerkennung, Wertschätzung und Unterstützung. "Wir haben im Sportausschuss mehrere Dinge diskutiert, von der Erweiterung der Ehrenamtskarte, über öffentliche Angebote, die kostenfrei genutzt werden können, bis hin zu Steuererleichterungen, so dass man einfach mehr Anreize schafft", sagte Stephan Standfuß. "Das Ehrenamt ist, wie ist der Name schon sagt, ein zusätzliches Amt, wo man sich gesellschaftlich für das Gemeinwohl engagiert und das muss auch Politik begreifen", meinte Sebastian Czaja. Dr. Kristin Brinker sagte: "Wenn man sich die Sportstätten in Berlin anschaut, fragt man sich, 'Was ist den letzten Jahren passiert?'." Es sei die originäre Aufgabe der Politik dafür zu sorgen, dass Sportanlagen wirklich nutzbar sind.
Jahn-Sportpark
Das Thema Zukunft des Friedrich-Ludwig-Jahn Sportparks trieb das Publikum besonders stark um. So stellt sich die Politik die Gestaltung der Sportanlage vor:
"Unser Ziel ist, dass das eine inklusive Sportanlage wird, in der auch Raum für den nicht organisierten Sport bleibt", meint Bettina Jarasch. Auch Dr. Kristin Brinker will einen barrierefreien Sportpark. Sebastian Czaja fordert, die Umsetzung beherzt anzugehen: "einfach machen!". "Ich finde es traurig, dass sich das alles so in die Länge gezogen hat und bin dafür, dass wir die Ärmel hochkrempeln und loslegen," pflichtete ihm Stephan Standfuß bei. "Anfangen, loslegen, machen", meinte auch Franziska Giffey. "Dieser Sportpark ist nicht im luftleeren Raum," sagte Philipp Bertram, "und deswegen finde ich es richtig, dass wir einen Beteiligungsprozess angestoßen haben, der mit Nachbarschaft gemeinsam gedacht wird. Denn der Sportpark würde nicht funktionieren, wenn er gegen den Widerstand der Nachbarschaft laufen würde."
Thomas Härtel hob zum Schluss noch einmal die Bedeutung der Sportmetropole Berlin hervor, die einen nationalen und internationalen Rang genieße: „Wir müssen in dieser Stadt dafür kämpfen, dass es so bleibt. Mit dem Freizeit- und Amateursport, mit dem Profisport. Und ich denke, da haben wir eine Menge zu tun. Und wenn wir es schaffen, den schon im letzten Koalitionsvertrag vereinbarten Stadtentwicklungsplan Sport auf den Weg zu bringen, dann sind wir einen Schritt weiter.“