Trauer um Georg-Christoph Bödicker
von fn-press
PM-Vorstandsmitglied und Parcourschef wurde 71 Jahre alt
[fn-press] Der Pferdesport trauert um Georg-Christoph Bödicker. Der internationale Parcourschef, Vorstandsmitglied der Persönlichen Mitglieder der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), starb am 6. August 2022 nach schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren.
„Wir wussten zwar um seine Krankheit, aber die Nachricht von seinem Tod hat uns alle überrascht und getroffen. Mit Georg-Christoph Bödicker verliert der Pferdesport einen absoluten Experten und anerkannten Fachmann. Wie er sich als Ausbilder, Parcourschef, Fachreferent und -autor bis zuletzt für den Pferdesport in seiner ganzen Breite engagiert, die Entwicklungen aufmerksam verfolgt und begleitet hat, ist nicht alltäglich. Mit seiner bedachten, wertschätzenden, sehr klaren und sachlichen Art hat er sich immer, ohne Allüren in den Dienst der Sache gestellt und auch bei uns im PM-Vorstand so manche Diskussion zu einer vernünftigen Entscheidung gelenkt. Ich denke, ich spreche für viele Wegbegleiter von ihm, wenn ich sage, dass sein Tod fachlich wie menschlich eine große Lücke hinterlässt. Unser Beileid gilt der Familie“, sagt Annett Schellenberger, PM-Vorstandsvorsitzende und FN-Vizepräsidentin.
Dass der Pferdesport mit Georg-Christoph Bödicker, geboren am 7. Juli 1951, einen großen Pferdemann verliert, zeigt auch ein Blick auf sein Leben: In seiner Jugend selbst in Dressur, Springen und Vielseitigkeit erfolgreich, begeisterte sich Georg-Christoph Bödicker schon früh für den Parcoursaufbau. Nach mehreren Assistentenjahren folgte die Zulassung zum Parcourschef. Kurz darauf, 1984, erlangte er die S-Qualifikation, stand ab 1986 auf der Kandidatenliste der FEI und war ab 1990 als internationaler Parcourschef im Einsatz. Parallel zu seiner Tätigkeit als Parcourschef erwarb der gelernte Bankkaufmann und Diplom-Betriebswirt 1979 den Trainerschein und machte sich noch im selben Jahr als Ausbilder, Fachreferent bei Fortbildungsmaßnahmen, Verfasser von Fachartikeln und Fachbuchautor selbständig. Besonders am Herzen lag ihm dabei stets die Förderung des reiterlichen Nachwuchses. So übernahm er zunächst das Amt des Landestrainers Springen im Regionalverband Kurhessen-Waldeck und war von 1986 bis 2001 für ganz Hessen im Einsatz. In dieser Zeit erwarb er auch die Richterqualifikation. Auch ehrenamtlich setzte sich Georg-Christoph Bödicker im Pferdesport ein, unter anderem als Mitglied der Landeskommission Hessen. Darüber hinaus unterstützte er mit seinem Fachwissen die Ausschüsse Ausbildung und Springen des Pferdesportverbandes Hessen. Parallel dazu engagierte er sich im Vorstand der Deutschen Richtervereinigung, war an der Überarbeitung der Richtlinien für Reiten und Fahren, Band II, beteiligt und auch Mitglied im Beirat des FNverlags.
Im Jahr 1966 wurde Georg-Christoph Bödicker Persönliches Mitglied der FN und machte sich später auch hier als beliebter Referent zahlreicher Seminare einen Namen, insbesondere zum Thema „Einfluss von Sitz und Einwirkung des Reiters auf gutes Springreiten“. 2004 wurde er zum PM-Delegierten gewählt, war seit 2008 Sprecher in Hessen und seit 2013 auch Mitglied des PM-Vorstands.
Für seine Verdienste wurde Georg-Christoph Bödicker mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem ist er Träger der goldenen Ehrennadel des Pferdesportverbandes Kurhessen-Waldeck sowie der goldenen Verbandsnadel des Pferdesportverbandes Hessen sowie Ehrenmitglied der Deutschen Richtervereinigung.
Ergänzende Worte des LPBB:
Georg-Christoph Bödicker hat viele Trainerinnen und Trainer in Berlin-Brandenburg nachhaltig in seinen Bann gezogen. Mehrfach war er für den Verband als Parcoursdesigner, als Trainer und als Referent tätig und nicht wenige unserer erfolgreichen Springreiter*innen konnten seine Fähigkeiten live erleben. Seine Veröffentlichung „Parcoursbau faszinierend logisch“ (2006) wurde x-mal in Jugend-Springprüfungen, zur Kaderverabschiedung und anderen Anlässen in unserem Verband als „Must-have“ überreicht.
Mit seiner stets wertschätzenden und freundlichen Art sensibilisierte Ausbilder für intelligente Linienführung und sinnvolle Aufgabenstellungen. Er nahm den „Pferdeblick“ ein und entwickelte daher die Aufgaben im Parcours immer mit dem Blick auf das Wohl des Pferdes. „Fallen zu stellen“ entsprach nicht seinen ethischen Grundsätzen und Wertvorstellungen. An Reiterinnen und Reiter sowie an Trainerinnen und Trainer stellte er hohe Anforderungen. Mangelnde Sorgfalt oder gar Nachlässigkeit im Zusammenhang mit Pferden war ihm zutiefst fremd.
Mit „Schorschi“ Bödicker verliert der Pferdesport einen ganz großen Fach- und Pferdemann. International, in Deutschland und in Berlin-Brandenburg.