Europameisterschaften Para-Dressur vom 5. bis 9. September 2023 in Riesenbeck

von LPBB


Zweimal SILBER und einmal BRONZE für Martina Benzinger

In der zweiten September-Woche wurden im westfälischen Riesenbeck die Europameisterschaften im Dressur- und Para-Dressurreiten ausgetragen – für die Para-Dressurreiter*innen erstmalig vor heimischem Publikum und coronabedingt die ersten Europameisterschaften seit 2019. Die deutschen Farben in der Para-Dressur vertraten Martina Benzinger (Grade I) mit Nautika, Heidemarie Dresing (Grade II) mit Horse24 Dooloop, Regine Mispelkamp (Grade V) mit mit Highlander Delight’s und Melanie Wienand (Grade II) mit Lemony’s Loverboy.

Elf Medaillensätze werden insgesamt bei den Europameisterschaften im Para-Dressurreiten vergeben – in der Team- und Einzelwertung sowie in der Kür. Mit der Einteilung in die fünf Wettkampfklassen soll sichergestellt werden, dass es vergleichbare Startfelder gibt. Die sogenannten Grades sind abhängig vom Grad der körperlichen Einschränkung der Reiter*innen, für jeden Grade gibt es eigene Aufgaben. Die am schwersten gehandicapten Reiter*innen starten in Grade I und absolvieren Prüfungen ausschließlich im Schritt, während in Grade II zudem getrabt wird und in Grade III auch Galoppsequenzen in der Kür gezeigt werden können. Die Aufgaben in Grade IV und V sind vergleichbar mit Dressur der Klassen L bzw. L und M im Regelsport. Bei den europäischen Meisterschaften werden in jedem Grade drei Prüfungen geritten. Begonnen wird mit dem Para Grand Prix A, in dem um die Einzelmedaillen geritten wird. Es folgt der Para Grand Prix B, der für die Teamwertung zählt und in dem die besten drei Ergebnisse gewertet werden. Grand Prix A und B zählen zusammen als Qualifikation für den Start in der finalen Kür, in dem nur die besten acht Paare – mit einem Durchschnittergebnis von mindestens 60 Prozent – um diese Medaillen reiten dürfen.

Die aus Baden-Württemberg stammende, in Rudolstadt in Thüringen lebende und national für den Brandenburgischen Präventions- und Rehabilitationssportverein in Cottbus startende LPBB-Landesmeisterin 2022 (Para-Dressur Grade I) und Leistungskader-Reiterin am Landesstützpunkt Para-Reiten in Bechlin Martina Benzinger konnte bei ihren ersten Championats-Auftritt gleich zum Auftakt am Dienstag die Silbermedaille in der Einzelwertung Grade I erreiten, wozu der LPBB sehr herzlich gratuliert. Nominiert waren die Lipizzaner-Schimmelstute Nautika und sie bereits für den Start in Herning 2022 bei den Weltmeisterschaften Para-Dressur, doch aufgrund kurzfristigen Ausfalls des Pferdes kamen beide erst in Riesenbeck zu ihrer – direkt sehr erfolgreichen – internationalen Championats-Premiere. Mit 74,833 Prozent mussten sie nur dem Letten Rihards Snikus den Vortritt lassen, der mit 75,250 Prozent die Gold-Medaille gewann.

Auch ihre Team-Kolleginnen konnten in den Einzelwertungen ihrer Grades Medaillen erringen – Heidemarie Dresing Gold, Melanie Wienand und Regine Mispelkamp Bronze. So starteten sie alle selbstbewusst in die Prüfungen für die Mannschaftswertung, die über zwei Tage – Grade I, II und III am Donnerstag, Grade IV und V am Freitag – ausgetragen wurden und in die die besten drei Ergebnisse einflossen. Mit 75,333 erreichten Prozentpunkten konnten Martina Benzinger und Nautika einen wertvollen Beitrag für das Team beisteuern, die zweithöchste Punktzahl der deutschen Reiterinnen. Der Endstand von 226,979 Punkten sicherte den deutschen Damen schließlich die Silbermedaille in der Mannschaftswertung – herzlichen Glückwunsch! Platz eins mit 232,637 Punkten ging an das Team aus den Niederlanden, das britische Team belegte mit 222,663 Punkten Platz drei. Es ist der erste Medaillenerfolg für ein deutsches Para-Dressurteam seit den Weltmeisterschaften in Tryon (USA) im Jahr 2018, bei denen die Bronze-Medaille in der Mannschaftswertung geholt werden konnte.

Zu den beiden Silber-Medaillen kamen für Martina Benzinger und Nautika am letzten Tag noch einmal ein Edelmetall in Bronze hinzu, wozu der LPBB ebenfalls herzlich gratuliert. Beginnend mit Musik aus dem Musical Cabaret marschierte die Stute durch die Prüfung. Die Kür der beiden wurde mit 78,347 Prozentpunkten belohnt. Gold holte in dieser Konkurrenz Sara Morganti (81,640 Prozent) aus Italien, der Ire Michael Murphy (79,887 Prozent) nahm die Silber-Medaille entgegen.

Mit also in Summe drei Medaillen und einem richtig guten Gefühl im Gepäck fuhr Martina Benzinger von den Europameisterschaften in Riesenbeck zurück nach Hause. „Wir haben hier wesentlich mehr erreicht, als ich erhofft hatte“, lautete ihr Fazit zur eigenen EM-Premiere. Auch den Zusammenhalt im Team hob Benzinger ausdrücklich und als sehr positiv hervor. „Ich bin total stolz, dass unsere Reiterinnen das so geschlossen hingekriegt haben“, sagte Silke Fütterer-Sommer, deren Einstand als Bundestrainerin der Para-Dressurreiter*innen dank dieser Erfolge schon jetzt mehr als gelungen ist. „Besonders hat mich gefreut, dass sie alle ihre Leistung abgerufen haben. Das ist einfach toll. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass sie alle die Nerven behalten haben, auf den Punkt fit waren und ihre beste Leistung gezeigt haben. Es war genau das, was bei allen Reiterinnen im Moment möglich ist.“ Die gezeigten Leistungen lassen die (Medaillen-)Hoffnungen weiter wachsen für die Paralympics in Paris im kommenden Jahr, für die Deutschland als Nation bereits qualifiziert ist, die Team-Zusammensetzung jedoch noch offen ist.

Zurück