DJM Voltigieren: Tim Andrich wird Vizemeister

von LPBB

Münchehofe (fn-press). Die Titel bei den 7. Deutschen Jugendmeisterschaften (DJM) im Voltigieren in Münchehofe bei Berlin gehen nach Bayern, ins Rheinland sowie nach Rheinland-Pfalz. Die Mannschaft des VV Ingelsberg gewann auch die zweite Kürrunde und sicherte sich damit souverän den Sieg bei den Teams. Bei den Einzelvoltigierern gewannen der Kölner Miro Rengel und Sophie Hofmann aus Kemmenau.

Die Durststrecke ist vorüber. Seit 2009 hatten die Schützlinge von FN-Voltigiermeister Alexander Hartl bei nationalen Championaten nicht mehr auf dem obersten Podest gestanden. Nun meldeten sich die Pferdeakrobaten aus der Nähe von München eindrucksvoll auf Bundesebene zurück. Mit Lazio hatten sie bei den nationalen U18-Titelkämpfen bereits mit einem Sieg in der Pflicht vorgelegt und auch die erste Kürrunde für sich entschieden. Am Finaltag triumphierten die Oberbayern schließlich auch im abschließenden Kürdurchgang und holten sich in souveräner Manier die Goldmedaillen. 7,988 Punkte standen im Gesamtklassement zu Buche – das war der souveräne Sieg vor dem RV Nethegau Brakel und dem Vorjahressieger des RSV im SC 36 Neuss-Grimlinghausen. „Ich bin sehr zufrieden mit unserer Leistung. Wir waren mit dem Wissen angereist, dass es für eine Medaille reichen kann, wenn wir unser Programm gut durchziehen. Dass es am Ende der Titel wird, ist natürlich richtig klasse“, sagte Hartl.


Für Ulla Ramge kam der Sieg für die Bayern vor den Favoriten nicht überraschend. „Die Ingelsberger haben schon auf den Lehrgängen gezeigt, dass sie eine gute Winterarbeit geleistet haben. Nach einem schwierigen Saisonverlauf waren sie jetzt auf ihrem persönlichen Höhepunkt angelangt. Sie haben eine sehr solide und ordentliche Leistung gezeigt“, urteilte die Bundestrainerin. Im Mai hatte sich Teammitglied Luisa Hölzl beim Preis der Besten in Warendorf einen Mittelfußbruch zugezogen. Die Gruppe hatte seitdem keinen Wettkampf mehr bestritten. Erst im August war die Leistungsträgerin wieder ins Training eingestiegen. „Auch das überragende Pferd war einer der ausschlaggebenden Punkte, Ingelsberg hat hier verdient gewonnen“, sagte Ramge.


Die 51-Jährige war auch mit der Leistung von Brakel zufrieden. Die Vize-Europameister, die die deutschen Farben in dieser Saison bei den globalen U18-Titelkämpfen im ungarischen Kaposvár vertreten hatten, mussten in Münchehofe ihre Leistungsträgerin Carla Voigt ersetzen, die aufgrund eines Auslandsjahrs in Neuseeland nicht starten konnte. „Sie hatten ihren Jahreshöhepunkt schon im August zur EM, aber auch hier haben sie sich super präsentiert und vor allem den Ausfall hervorragend kompensiert“, freute sich Ramge über das Team, das mit Dachico und Longenführerin Anna Brinkmann am Start war und in der Totalen 7,837 Punkte sammelte. „Ingelsberg und Brakel haben sich hier in meinen Augen vom Rest des Feldes deutlich abgehoben, vor allem in den Küren“, kommentierte Ramge.


Die Voltigierer aus Neuss, die in den vergangenen vier Jahren jeweils Gold geholt hatten, fuhren in diesem Jahr mit Bronze ins heimische Rheinland zurück. Mit dem neuen Pferd Auxerre verbuchte das Team von Simone Lang-Wiegele am Ende 7,41 Punkte auf seinem Konto. „Neuss war mit einem neuen Pferd und einer sehr jungen Mannschaft am Start, das erklärt, dass es diesmal nicht für ganz vorne gereicht hat. Es braucht eben Zeit, um an die Weltklasseleistungen der vergangenen Jahre heranzukommen. Aber das Team hat die Situation sehr gut gemeistert und wird sich für das nächste Jahr sicherlich noch steigern können“, sagte Ramge.


Für die Bundestrainerin ist in puncto Junioren-Saison anno 2015 alles auf die U18-Weltmeisterschaften ausgerichtet, die dann im niederländischen Ermelo zum ersten Mal ausgetragen werden. „Dort werden wir eine Kür zeigen müssen, die an das ganz hohe Seniorenniveau heranreicht, um ganz vorne mitmischen zu können“, sagte Ramge und kündigte bereits an, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit wieder ein extern verstärktes Team geben wird. „Wir haben diesen Trend vor einigen Jahren angestoßen und viele Nationen haben das sehr erfolgreich nachgemacht. Um bei der Entscheidung um Gold mitzumischen, müssen wir diese Strategie konsequent weiterfahren“, sagte Ramge.


In den Einzelwettbewerben in Münchehofe standen am Ende zwei souveräne Siege auf den Ergebnisbögen zu Buche. Miro Rengel, der über die gesamte Saison hinweg keine Zweifel an seiner nationalen Dominanz aufkommen lies, überzeugte auch in seinem letzten Junioren-Wettkampf und trat in die Fußstapfen seiner Schwester Leonie Rengel, die 2010 bei der DJM in Aachen den Titel bei den Damen geholt hatte. Mit Sir Bernhard RS von der Wintermühle, longiert von Nina Vorberg, kam der Vize-Europameister der Junioren auf 7,707 Punkte. Damit setzte sich der Rheinländer deutlich vor die Konkurrenz. Der bis dato drittplatzierte Lokalmatador Tim Andrich schob sich mit einer fehlerfreien Kür im Finale noch auf den Silberplatz vor. Der Voltigierer vom gastgebenden Landesverband Berlin-Brandenburg kam mit Polan (Longe: Claudia Wetserheide) auf 7,135 Punkte und verdrängte damit Tom Vollmer aus Fredenbeck (HAN) auf Platz drei (7,074). „Für Miro war es ein standesgemäßer Sieg. Er hat sich in seinem letzten Juniorenjahr mit einer sehr schwierigen und emotionalen Kür gekrönt und deutlich von der Konkurrenz abheben können“, sagte Ramge und verriet, dass Rengel aufgrund seiner Leistungen in dieser Saison künftig im B2-Kader vertreten sein wird. „Tim hat im Finale eine tolle Kür rausgehauen. Er hat voll auf Angriff voltigiert, ist sehr entschlossen und selbstbewusst aufgetreten und ist dafür belohnt worden“, lautete Ramges Analyse zur Leistung von Silbermedaillengewinner Andrich. Dass Vollmer – wie schon zur EM – erneut im letzte Durchgang patzte, bedauerte auch die Nationaltrainerin: „Tom hatte sich dieses Jahr toll gesteigert, schade für ihn.“

Dass insgesamt nur sechs Herren nach Münchehofe gereist waren, bereitete Ramge und Disziplintrainer Kai Vorberg derweil großes Kopfzerbrechen. Seit der Einführung der Junioren-Kategorie hatte Ramge immer wieder spezielle Förderlehrgänge mit namhaften Referenten für Jungs im Bundesleistungszentrum in Warendorf durchgeführt. „Das würden wir künftig auch für noch jüngere Jahrgänge fortführen, aber uns fehlen aktuell schlicht und einfach die Jungs“, bedauert Ramge. Sie beobachte, dass viele junge Herren, die noch mit 12 in den Vereinen sind, aufhören, ehe sie das entscheidende Alter erreicht haben, um auch international durchstarten zu können. Ramge und Vorberg starteten sogleich einen bundesweiten Aufruf: Wer talentierten männlichen Nachwuchs habe, sollte sich unbedingt beim Bundestrainerteam melden.

Bei den Damen führte am Ende kein Weg an Sophie Hofmann vorbei. Die Rheinland-Pfälzerin voltigierte in ihrem letzten Junioren-Jahr zu ihrem ersten nationalen Titel. Mit Dunhill – vorgestellt von Heide Pozepnia – kam die 18-Jährige auf 8,084 Punkte. Damit hatte sie sich im Laufe des Turniers einen soliden Vorsprung von fast zwei zehnteln auf ihre Landesverbandskollegin Chiara Congia (7,894) erarbeiten können. Die EM-Bronzemedaillengewinnerin aus Kaposvár turnte auf Celebration, longiert von Alexandra Dietrich. „Sophie ist mit einer überzeugenden Leistung Meisterin geworden. Sie war leider erst jetzt auf ihrem Saison-Höhepunkt, aber das ist verständlich“, sagte Ramge. Hofmann hatte sich zu Beginn der Saison am Außenband verletzt und war vier Wochen ausgefallen, die ihr in der EM-Vorbereitung gefehlt hatten. „Das war ein ungünstiger Zeitpunkt.“ Für Ramge war auch Congia, die beide DJM-Küren gewann, „voll im Soll“. Die 17-Jährige ist im Übrigen die Einzige der vier Erstplatzierten, die auch im nächsten Jahr noch in der U18-Kategorie starten kann.
Rang drei in Münchehofe ging an VV-Ingelsberg-Mitglied Stephanie Ostermeier. Die 18-Jährige kam mit Routinier Adlon, longiert von Alexander Hartl, auf 7,566 Punkte und rettete damit die zuvor schon fast sichere Medaille. Die Bayerin war in ihrer Finalkür bei einer Brücke ungünstig abgerutscht und hatte nur mit viel Mühe einen abzugsträchtigen Sturz verhindern können. Am Ende wurde diese Kraftanstrengung belohnt, denn die Abzüge fielen dem Reglement entsprechen moderat aus. „Der eiserne Will war für mich eine tolle Botschaft, denn Kämpfen lohnt sich immer und dieser Biss hat mich beeindruckt und schließlich auch die Medaille gerettet“, gab Ramge zu Protokoll. Die Nationaltrainerin resümierte die Damenkonkurrenz dieser DJM summa summarum mit gemischten Gefühlen und fand deutliche Worte: „Insbesondere in der Pflicht wünsche ich mir ein deutlich höheres Niveau. Um international mithalten zu können, muss in diesem Bereich dramatisch etwas passieren. Da sollte der Anspruch insgesamt deutlich höher sein.“ FN/Daniel Kaiser

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