Rio 2016: Deutsche Springreiter auf Medaillenkurs

von LPBB

Die deutschen Springreiter haben am ersten Tag des Nationenpreises bei den Olympischen Spielen in Rio den Erfolgskurs der deutschen Reiter gehalten. Mit drei fehlerfreien Ritten ist das Team von Bundestrainer Otto Becker (Sendenhorst) weiter im Plan. Die Hauptkonkurrenz sind Gastgeber Brasilien, die Niederlande und die USA, die ebenfalls ohne Fehlerpunkte auf dem Konto morgen in den entscheidenden zweiten Umlauf gehen.

Als erster deutscher Mannschaftsreiter und 36. der insgesamt 69 Starter legte Christian Ahlmann (Marl) mit dem 16-jährigen KWPN-Hengst Taloubet Z eine Nullrunde hin. „Ich bin sehr, sehr zufrieden. Das Pferd ist in super Form, Taloubet war konzentriert vom ersten bis zum letzten Sprung. Auch wenn es heute sehr warm ist, ist er sehr kraftvoll gesprungen und konditionell super drauf“, kommentierte der Weltranglistenerste seinen Ritt bei seinen dritten Olympischen Spielen. “Der Parcours ist einen Ticken schwerer als Sonntag. Wir haben ein paar Nuller mehr als gedacht und bei dieser Konstellation müssen wir umso mehr auf unsere Nuller hoffen."

Es folgte als zweite Reiterin für Deutschland Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) mit dem elfjährigen Schimmelwallach Fibonacci. Der gewaltige Springer flog über die 13 Hindernisse und insgesamt 16 Sprünge, die über eine Strecke von 525 Metern aufgebaut waren: Null Fehler. „Ich bin erleichtert. Es sind starke Konkurrenten dabei, die drehen Nullrunde nach Nullrunde. Deshalb bin ich sehr zufrieden. Denn es war sehr wichtig für uns, dass wir auch fehlerfrei bleiben“, sagte die Einzel-Vierte von Hongkong 2008 zu ihrer Runde. „Aber es ist noch ein langer Weg. Morgen wird es vermutlich noch heißer und einige Pferde werden müde sein. Ich glaube auch, dass der Parcours morgen noch schwieriger wird. Es ist eine super Stimmung hier und nicht so einfach einzureiten, aber Nacho ist total abgeklärt. Er kennt das schon aus Aachen.“

Für die dritte Nullrunde sorgte eine halbe Stunde später der Weltranglistesiebte Daniel Deußer (Mechelen/BEL) mit dem elfjährigen Fuchswallach First Class, der seinem Namen alle Ehre machte. „Beim Abgehen des Parcours habe ich gedacht, dass mehr Fehler passieren. Aber der Parcours war am Ende einfacher zu reiten, als gedacht. Es waren viele Null- und Vier-Fehler-Runden mit dabei. Da wäre ein Fehler für das Team schon zu viel gewesen. Es sind jetzt ein paar Nationen null. Gewonnen haben wir noch nichts“, schätzte er den Tag ein.

Als letzter Teamreiter und auch Starter des Tages ging Ludger Beerbaum (Riesenbeck), der in Rio seine siebten Olympischen Spiele erlebt, mit 13-jährigen Holsteiner Wallach Casello in den Parcours. Ein Fehler beim überbauten Oxer verhinderte eine vierte Nullrunde. Beerbaum, der bereits vier olympische Goldmedaillen besitzt, sagte: „Wir haben eine gute Ausgangsposition geschaffen. Für die Mannschaft könnte es momentan nicht besser aussehen. Mein eigenes Pferd ist sensationell in Schuss. Der eine Fehler ist entstanden, weil ich eigentlich einen Galoppsprung weniger zum Sprung machen wollte.“

Ein Tag auf jeden Fall, der Bundestrainer Otto Becker froh machte: „Ich bin zufrieden mit allen Vieren, sie haben sich alle gut präsentiert. Ludger hatte einen Flüchtigkeitsfehler. Wir haben eine gute Basis geschaffen. Der Parcours war heute einfach, technisch vielleicht zu leicht.“ In Sicherheit könne man sich aber nicht wiegen. „Wir dürfen jetzt nicht überheblich werden. Morgen wird es sicherlich noch technischer und es wird sich mit dem letzten Ritt entscheiden. Wir müssen konzentriert bleiben.“ Unterstützung gibt es vom fünftem Mitglied der Springreiter-Equipe: Marcus Ehning (Borken). Sein Pferd hatte sich kurz vor dem ersten Auftritt verletzt, so dass es zu einem Wechsel in der Mannschaft kam. „Ich werde vom Boden aus mein Bestes geben, um das Team zu unterstützen und erst nach dem Nationenpreis nach Hause fliegen“, sagt er und erhält dafür Lob von Bundestrainer Otto Becker. „Marcus hat schon so viele Championate bestritten und große Erfolge erzielt. Wie er sich hier komplett in den Dienst des Teams stellt ist grandios. Ich bin mir sicher, dass er auch in Zukunft eine tragende Rolle bei uns spielen wird.“

Und so geht es morgen weiter: Die besten acht der 15 Teams und die besten 45 Einzelreiter des heutigen Umlaufs werden im zweiten Nationenpreis-Umlauf starten, der auch dritte Qualifikation für das Einzelfinale am Freitag ist. Das heißt die Mannschaftsmedaillen werden morgen verteilt. Außer Brasilien, Deutschland, den Niederlanden und den USA haben sich Frankreich (1 Fehlerpunkt), Kanada (4 Fehlerpunkte) sowie Schweden und die Schweiz (beide je 8 Fehlerpunkte) qualifiziert. Großbritannien ist raus. Eine Titelverteidigung wird es also nicht geben. Sollte es nach der morgigen zweiten Nationenpreisrunde zu einer Strafpunktgleichheit auf den ersten drei Plätzen kommen, so gibt es zwischen den betroffenen Nationen ein Stechen um die Medaillen. Zu diesem Stechen treten nochmals alle Reiter eines Teams an, die besten drei Ergebnisse werden gewertet. Das Springen morgen geht um 15 Uhr deutscher Zeit los.

Text: fn-press

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